Am 9. April 2022 fordert das Klimabündnis Basel im Rahmen der schweizweiten Strike for Future Kampagne eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung. Weiter Infos dazu sind hier zu finden. Wieso wir als Klimabewegung eine Arbeitszeitverkürzung fordern, lest ihr unten.
Gegen die Krisen dieser Welt – für ein gutes Leben auf einem intakten Planeten.
Kein Wunder, dass sich in den letzten Jahren die Krisen häufen. Doch statt auf diese Krisen zu reagieren, lautet das Motto von Politik und Wirtschaft mehr und mehr Produktion. Dieser Kurs untergräbt aber die Grundlagen unseres Lebens. Weiter steigen die CO2-Emissionen und Anzahl von Umweltkatastrophen global. Weiter wird systemrelevante Arbeit, die vor allem von FINTAs (Frauen, inter, non-binäre, trans und agender Personen) und Menschen mit Migrationshintergrund geleistet wird, nicht entsprechend anerkannt. Statt dass wir arbeiten, um zu leben, müssen wir leben, um zu arbeiten.
Um die sozialen und ökologischen Krisen anzugehen wird momentan, wenn überhaupt, an vielen kleinen Schräubchen gedreht und dann noch zu langsam. Was es aber braucht, ist einen raschen und effizienten Umbau der Wirtschaft und Gesellschaft nach ökologischen und sozialen Prinzipien. Daher braucht es auch Massnahmen, die über einen grossen Einfluss auf unsere Umwelteinflüsse haben und gleichzeitig soziale Ungerechtigkeiten angehen: für ein gutes Leben auf einem intakten Planeten.
Die 40+-Stunden-Woche ist nicht mehr tragbar
Wieso bei der Erwerbsarbeitszeit ansetzen? Zum einen zeigt sich, dass ein Grossteil der der CO2-Emissionen in den Unternehmen anfallen, also dort, wo die Entscheidungen getroffen werden, was produziert werden. Dabei führt der Zwang zum wirtschaftlichen Wachstum zu einer Überproduktion, was uns die grösste Bedrohung unserer Zeit, die Klimakrise, hineingeführt hat. Dank einer radikalen allgemeinen Arbeitszeitreduktion, die die Überproduktion abbremst, kann darum eine massive Reduktion der CO2-Emissionen und Umweltbelastungen erreicht werden. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass nur schon ein Arbeitstag weniger zu einem immensen Rückgang der Emissionen durch den Pendelverkehr führt.
Aber eine Arbeitszeitverkürzung würde nicht nur der Umwelt nützen. Es ist auch ein Instrument im Kampf gegen heutige Probleme und Ungerechtigkeiten. Denn von den Erträgen aus der gestiegenen Produktivität der letzten Jahre haben die meisten Beschäftigten nicht profitiert. Eher hat sich die Jobsituation verunsichert, zumal Stress und Erschöpfung durch die Arbeit zugenommen haben. Dies führt auch dazu, dass weniger Zeit und Energie da ist, um sich um familiäre und private Angelegenheiten oder sinnstiftende Tätigkeiten in der Freizeit zu kümmern. Weniger Arbeitszeit und ein reduzierter Arbeitsrhythmus wäre also auch gerecht, gesünder und besser für unser Zusammenleben.
Das würde auch Chancen für eine gerechtere Aufteilung der notwendigen und systemrelevanten Arbeit dienen. Denn es sind immer noch vor allem Frauen, die unbezahlte Care-Arbeiten übernehmen und aufgrund des Vollzeitstandards von 40 Stunden in die Teilzeitfalle gedrängt. Somit wird ihre gesellschaftliche Benachteiligung verstärkt: Eine Folge davon ist eine viel kleinere Rente. Eine Arbeitszeitverkürzung bietet auch die Möglichkeit, die restliche Erwerbsarbeit besser zu verteilen, so dass Arbeitslosigkeit abgeschafft. Denn wer auf Lohn angewiesen ist, soll durch einen ökologischen Umbau der Wirtschaft nicht um die eigene Existenz fürchten. Eine demokratische Umverteilung der Arbeitszeit könnte auch dazu dienen, systemrelevante und arbeitsintensive Sektoren wie die Landwirtschaft oder eben der Care-Bereich zu stärken.
Für eine radikale Arbeitszeitverkürzung!
Wenn wir massiv weniger arbeiten, gewinnen wir an Zeit: Zeit für mehr Miteinander, Zeit für den Planeten, Zeit für erfüllende und sinnstiftende Tätigkeiten.
Die klimaschädliche und profitgetriebene Überproduktion wird gestoppt, stattdessen orientiert sich die Wirtschaft an unseren echten Bedürfnissen und den planetaren Grenzen.
Zudem könnte Vollbeschäftigung erreicht werden und somit könnten wir der Arbeitslosigkeit und dem Druck der Arbeitgeber*innen auf dem Arbeitsmarkt ein Ende setzen. Das Kräfteverhältnis bei den Verhandlungen über Löhne und Sozialversicherung könnte umgekehrt werden.
Die Care-Arbeit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Als solche wird sie gerecht aufgeteilt und angemessen wertgeschätzt, anstatt dass Personen, welche sich der Care-Arbeit annehmen, durch ihre Benachteiligung individuell dafür «bezahlen».
Wir erfahren eine Entschleunigung und haben mehr Zeit für Familie, Freund*innen, Kultur und die Umwelt. Das steigert unser Wohlbefinden und öffnet neue Räume fürs Zusammenleben.